Gewichtsveränderungen und Mangelernährung
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Eine Krebserkrankung muss nicht zwangsläufig zu Gewichtsverlust und Mangelernährung führen und nicht jeder ungewollte Gewichtsverlust ist ein Anzeichen für ein krebsbedingtes Krankheitsgeschehen. Probleme mit dem Essen, ungewollter Gewichtsverlust und Veränderungen hinsichtlich Geschmack und Appetit sind aber durchaus häufige Begleiterscheinungen von Krebserkrankungen beziehungsweise deren Therapie. Ein ungewollter Gewichtsverlust kann dabei nicht selten das erste Alarmzeichen für ein Krankheitsgeschehen sein.
Wichtig ist, dass Sie bereits bei den ersten Anzeichen dafür, dass in Bezug auf Essen und Gewicht Öffnet internen Link im aktuellen Fenster"etwas nicht stimmen könnte" mit Ihrem Arzt und/oder Ihrem Ernährungstherapeuten reden. Diese Seite soll Ihnen helfen, Sie für die Anzeichen, aber auch für die Folgen einer Mangelernährung zu sensibilisieren und Ihnen Hilfestellungen für den Alltag zu geben.
So können Sie mit dafür sorgen, dass Ernährungsmaßnahmen von Anfang an in Ihr Therapiekonzept eingeplant werden. Hier geht es nicht um spezielle Diäten für Krebspatienten und auch nicht um Verbote. Ziel der Öffnet internen Link im aktuellen FensterErnährungstherapie ist es, dafür zu sorgen, dass Sie mit ausreichend Energie und allen nötigen Nährstoffen versorgt sind. Ihre persönlichen Essgewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen stehen dabei im Mittelpunkt.
Lesen Sie, was Mangelernährung bedeutet und wo Sie Hilfe bekommen – dann können Sie und Ihre Familie aktiv werden!
Ursachen und FolgenDie Diagnose Mangelernährung kann bei Krebspatienten in verschiedenen Stadien der Krankheit gestellt werden. So kann es bereits vor dem Erkennen der Krebserkrankung zu einem Gewichtsverlust kommen oder auch erst später, z.B. als Folge der Krebstherapie. Die unterschiedlichen Ursachen, die zu einer Mangelernährung führen können, bedürfen daher einer genauen Anamnese und einer daraus resultierenden individuellen Betreuung.
Mögliche Ursachen einer Mangelernährung
Wichtige Ursachen sind eine verminderte Nahrungszufuhr, eine gestörte Nahrungsverwertung und/oder ein erhöhter Nährstoffbedarf aus individuell unterschiedlichen Gründen, wie beispielsweise:
- Appetitverlust
- Müdigkeit, Erschöpfung
- Funktionsstörungen (z.B. Magen, Bauchspeicheldrüse, Leber, Darm), etwa nach Operationen an Verdauungsorganen
- Entzündungszustände
- Chronische Schmerzen
- Nebenwirkungen von Chemotherapie und/oder Strahlentherapie (z.B. Geschmacks-, Geruchsveränderungen, Kau-, Schluckstörungen, anhaltende oder häufige Durchfälle, Übelkeit, Erbrechen, Lebensmittelunverträglichkeiten)
- Schlechter Zahnstatus und eventuell defekte Zahnprothese
- Psychosoziale Probleme (z.B. Einsamkeit, Depression)
- Schwierigkeiten beim Einkauf und der Zubereitung von Lebensmitteln
- Finanzielle Probleme
Mögliche Folgen einer Mangelernährung
Neben dem fortschreitenden Gewichtsverlust kommt es bei einer Mangelernährung einerseits zu einem erhöhten Verbrauch an Energiereserven, z.B. von Körperfett, und andererseits geht Muskel- und Organmasse verloren. Zudem können spezifische Nährstoffmängel auftreten. All dies kann zu ganz verschiedenen körperlicher Symptome führen (s. nachfolgende Tabelle) und sich ebenso auch auf die Psyche auswirken.
Organ
Auswirkungen
Muskulatur
Weniger Muskulatur und Kraft, Schwäche, geringere Leistungsfähigkeit, Immobilität, höheres Sturzrisiko
Haut
Zunehmend dünn, blass und unelastisch
Skelett
Verminderte Knochendichte und dadurch vermehrte Knochenbrüche
Immunsystem
Schwächung des Immunsystems, erhöhte Infektanfälligkeit, langsamere Heilung und mehr Komplikationen
Gastrointestinaltrakt
Störungen der Magen-Darm-Funktion, Verstopfung, Durchfall, Unverträglichkeiten
SelbstcheckWas kann darauf hindeuten, dass ich mangelernährt bin?
Mangelernährung bedeutet, dass der Körper weniger Energie und/oder Nährstoffe aufnimmt als er benötigt.
Mit dem folgenden Selbstcheck können Sie einschätzen, ob bei Ihnen eine Mangelernährung wahrscheinlich ist.
Sollten Sie mehr als eine Frage mit Ja beantworten, sind Sie möglicherweise nicht mehr ausreichend mit Energie und Nährstoffen versorgt. In diesem Fall ist es ratsam, dass Sie sich bald an Ihren Arzt, einen Ernährungsmediziner oder Ernährungsfachkraft wenden und über die Möglichkeit einer Ernährungsberatung oder Ernährungstherapie sprechen.
Denn: Je früher dem Gewichtsverlust und einem Nährstoffmangel entgegengewirkt wird, desto besser!
Mangelernährung bedeutet, dass der Körper weniger Energie und/oder Nährstoffe aufnimmt als er benötigt.
Mit dem folgenden Selbstcheck können Sie einschätzen, ob bei Ihnen eine Mangelernährung wahrscheinlich ist.
Sollten Sie mehr als eine Frage mit Ja beantworten, sind Sie möglicherweise nicht mehr ausreichend mit Energie und Nährstoffen versorgt. In diesem Fall ist es ratsam, dass Sie sich bald an Ihren Arzt, einen Ernährungsmediziner oder Ernährungsfachkraft wenden und über die Möglichkeit einer Öffnet internen Link im aktuellen FensterErnährungsberatung oder Opens internal link in current windowErnährungstherapie sprechen.
Denn: Je früher dem Gewichtsverlust und einem Nährstoffmangel entgegengewirkt wird, desto besser!
- Ich habe in den letzten drei Monaten ungewollt mindestens 5 % meines Gewichtes verloren.
Beispiele
Ausgangsgewicht in kg
Gewichtsverlust in kg
55
2,37
60
3
70
3,5
75
3,75
80
4
85
4,25
- Mein Body Mass Index (BMI) ist kleiner als 20 kg/m2
- Meine Kleidung sitzt plötzlich lockerer oder ist mir zu groß geworden
- Ich muss in letzter Zeit den Hosengürtel enger schnallen
- Ich habe weniger Appetit
- Speisen und Getränke schmecken oder riechen anders als gewohnt
- Ich habe plötzlich eine Abneigung gegen bestimmte Lebensmittel oder Essen allgemein
- Ich habe in den letzten Wochen weniger gegessen als üblich
- Ich habe Durchfall und/oder muss häufig Erbrechen
- Ich konnte in den letzten sieben Tagen nur sehr wenig oder nichts essen
- Meine Muskelkraft hat sich verringert. Ich bin schnell erschöpft
- Ich bin zunehmend müde, schlapp oder antriebslos
Was kann ich selber tun?Was kann ich selber tun, um einer Mangelernährung frühzeitig zu begegnen?
Achten Sie auf ihr Körpergewicht:
Beobachten und notieren Sie regelmäßig Ihr Gewicht! Vor allem vor, während und zwischen den Behandlungen.
Zur Orientierung genügt es, sich einmal pro Woche zu wiegen. Bei stärker ausgeprägten Beschwerden kann aber auch tägliches Wiegen angeraten sein.
Notieren Sie, wenn möglich, auch Ihr Gewicht zum Zeitpunkt der Diagnose.
Sie sollten versuchen, Ihr Gewicht stabil zu halten und sich ausgewogen ernähren.
Nutzen Sie frühzeitig die Möglichkeit einer Ernährungsberatung.
Haben Sie bereits ungewollt Gewicht verloren, dann sind folgende Maßnahmen hilfreich:
Essen Sie in Zeiten, in denen es Ihnen gut geht und Sie Appetit haben, reichlich.
Essen Sie mehrmals täglich (so oft Sie wollen), wenn Sie nur kleine Portionen vertragen.
Sorgen Sie dafür, dass Sie immer energiereiche Snacks zur Verfügung haben. Zum Beispiel eine kleine Dose mit Nüssen in der Tasche oder Sahnejoghurt/Rahmquark im Kühlschrank.
Verwenden Sie auch energiereiche Getränke (z.B. Säfte, Milch, Malzbier).
Machen Sie zur Appetitanregung einen kleinen Spaziergang vor den Mahlzeiten.
Ausführliche Informationen dazu finden Sie unter Ernährungstherapie.
Energiereiche (hochkalorische) und auch eiweißreiche Rezepte hat das Tumorzentrum München sowohl in Form eines Kochbuchs, als auch im Blog "Wissen gegen Krebs" und in der Koch-App "HealthFood" für Sie zusammengestellt.
Wo bekomme ich Hilfe?Ernährungsberater und Empfehlungen für Krebspatienten gibt es viele – aber wo finde ich wirklich qualifizierte Hilfe?
„Ernährungsberater“ ist kein geschützter Begriff. Deshalb haben wir für Sie in einem eigenen Kapitel zusammengestellt wo und wie Sie wirklich professionelle Unterstützung bekommen.
Was muss ich dazu wissen?
Kann mein Arzt Trinknahrung rezeptieren?
Sogenannte „Standardtrinknahrung“ (hochkalorische, eiweißreiche Nahrung) ist erstattungsfähig. Wichtig ist, dass Ihr Arzt eine „fehlende oder eingeschränkte Fähigkeit zur ausreichenden normalen Ernährung“ dokumentiert und auf dem Rezept vermerkt. Ob Sie eine Spezialnahrung brauchen bzw. ob diese von der Kasse erstattet wird, klären Sie am besten mit dem behandelnden Arzt oder Ihrer betreuenden Ernährungsfachkraft.
Was kostet eine Ernährungsberatung?
Gesetzliche Krankenkassen bezuschussen häufig Ernährungsberatung, wenn Sie vom Arzt verordnet ist. Klären Sie mit Ihrer Krankenkasse ab, wie viel diese Ihnen erstattet.
Ernährungstherapie bei MangelernährungErnährungstherapie bei Mangelernährung
Wenn Sie weniger Energie und/oder Nährstoffe aufnehmen können, als Sie benötigen, entwickelt sich eine Mangelernährung. Ein Hinweis darauf ist häufig ein ungewollter und unkontrollierter Abbau von Körpersubstanz. Kriterien dafür sind z.B. ein unbeabsichtigter Gewichtsverlust von mehr als 5 % des Körpergewichts in drei Monaten (bzw. von mehr als 10 % in den vergangenen 6 Monaten)
Liegt bei Ihnen eine Mangelernährung vor, sollten Sie sich so früh wie möglich an Ihren Arzt oder eine erfahrene und qualifizierte Ernährungsfachkraft wenden.
Denn: Ernährungsberatung ist umso hilfreicher und effektiver, je früher Sie damit beginnen.
Die Ernährungstherapie
In der Ernährungstherapie entwickelt die Ernährungsfachkraft gemeinsam mit Ihnen ein Konzept, wie Sie dem Gewichtsverlust entgegenwirken können. Sie kennt viele Kniffe und Möglichkeiten, und kann Sie bei der Gestaltung Ihrer Mahlzeiten bzw. bei Problemen mit dem Essen (zum Beispiel Lebensmittelunverträglichkeiten wie Lactoseintoleranz, Fettverwertungsstörungen) unterstützen.
Das Vorgehen dabei lässt sich in mehrere Stufen einteilen, ja nachdem was und wie viel Sie essen mögen oder können. Ziel ist auf jeden Fall, Sie und Ihren Körper mit ausreichend Energie und allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen.
Die verschiedene Stufen / Möglichkeiten der Ernährungstherapie wollen wir Ihnen in diesem Abschnitt näher vorstellen. Sie reichen von der bewussten Auswahl normaler Lebensmittel über den Einsatz von Trinknahrung bis hin zu einer Ernährung über eine Sonde oder die Blutbahn. Selbstverständlich ist dies kein starres System. Im Vordergrund steht immer was für Sie stimmig ist und was Ihnen gut tut. Ebenso können und sollen nach Möglichkeit die einzelnen Stufen kombiniert werden bzw. fließend ineinander übergreifen.
Das Maß für den Erfolg der Ernährungstherapie ist Ihr Wohlbefinden und der Gewichtsverlauf. Üblicherweise sollte das Gewicht einmal pro Woche ermittelt werden.
Die Stufen im Einzelnen
Das Vorgehen bei der Ernährungsberatung lässt sich in mehrere Stufen einteilen, je nachdem was und wie viel Sie essen mögen oder können. Ziel ist auf jeden Fall, Sie und Ihren Körper mit ausrechend Energie und allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen.
Stufe 1: Anpassen des üblichen Speiseplans mit normalen Lebensmitteln an die besondere SituationAuf Grundlage Ihrer individuellen Essvorlieben, wird ein Speiseplan entwickelt, der Lebensmittel enthält, die viel Energie (Kalorien) enthalten. Am leichtesten geht das mit fettreichen Lebensmitteln.
Zum Beispiel: Milchprodukte in Vollfett- (3,5%) oder Sahnestufe (10%), Käse mit min. 45 % Fett i. Tr., Milchshakes, Crèmeeis, sahnehaltige Süßspeisen, Fettfische wie Hering, Lachs, Makrele, Streichwurst, Aufschnitt, Schmalz, Nüsse, Samen, Kerne, Mandelmus, Erdnusscreme, Butter, Margarine, Öl, Sahne, Crème Fraîche, Mayonnaise, Honig, Zucker, Kuchen, Gebäck (Blätter-, Rühr-, Mürbeteig), Kekse, Schokolade.
Haben Sie wenig Appetit oder sind schnell satt? Viele kleine über den Tag verteilte energiereiche Snacks sind oft hilfreich.
Dazu zählen: Käsewürfel, Studentenfutter, Nüsse, Sportlerenergieriegel, Trockenfrüchte, Käsegebäck, - cracker, Butterkekse, Muffins, Milchshakes - angereichert mit z.B. Mandelmus, Erdnussbutter, Sahne, Eiscreme, Schmelzflocken.
Auch die für Sie stimmige Mahlzeitengröße, -zusammenstellung und -häufigkeit wird in der Ernährungsberatung besprochen.
Stufe 2: Anreichern des Speiseplans mit NahrungsergänzungsmittelnIst die Energie und Nährstoffversorgung mit üblichen Lebensmitteln nicht mehr ausreichend, gibt es Möglichkeiten diese anzureichern. Dabei können sowohl feste Speisen als auch Getränke „aufgepeppt“ werden.
Dafür stehen von verschiedenen Herstellern Kohlenhydrat- und Eiweißpulver, Fettemulsionen oder Pulver aus Nährstoffmischungen zur Verfügung. Lassen Sie sich von einer Ernährungsfachkraft oder Ihrem Arzt beraten, was für Sie das Passende ist.
Stufe 3: Anreichern des Speiseplans mit Trinknahrung oder Ernährung ausschließlich mit TrinknahrungReicht eine Anpassung des Speiseplanes und eine Anreicherung der Speisen nicht aus, gibt es die Möglichkeit, vollbilanzierte Trinknahrung (oft „Astronautenkost“ genannt) zu ergänzen.
Diese gibt es von verschieden Herstellern in unterschiedlichen Zusammensetzungen, Geschmacksrichtungen und Darreichungsformen. Meist werden sie trinkfertig in kleinen Fläschchen von 200 ml angeboten. Es gibt aber auch Pulver zum Anrühren oder Crèmes zum Löffeln. Übliche Geschmacksrichtungen sind Vanille, Schokolade, Erdbeere aber auch Cappuccino oder Banane.
Trinknahrungen können pur oder verdünnt getrunken oder als Zutat verwendet werden. Möglichkeiten zur Verwendung als Zutat sind:
- Mischen mit Milch, Buttermilch, Wasser, Fruchtsaft
- Unterrühren in Joghurt, Quark
- Herstellen einer Kaltschale, Grütze, Götterspeise, Fruchtsauce, Fruchteis, Eiswürfeln
- Verwendung als Flüssigkeit zum Backen (Rührkuchen, Muffins, Tortenguss…)
Tipp
Trinknahrungen schmecken leicht gekühlt meist am besten. Füllen Sie sich die Trinknahrung in schöne Becher oder Gläser, wenn Sie mehr das Gefühl haben möchten, ein herkömmliches Getränk zu sich zu nehmen.
Was die Zusammensetzung betrifft, so ist in der Regel ist eine sogenannte „Standardtrinknahrung“ (Kalorien- und/oder Eiweißreich) passend. Spezielle Organ- oder Stoffwechselsituationen können jedoch die Verwendung einer Spezialtrinknahrung erforderlich machen, z.B. Niereninsuffizienz oder eine Einschränkung der Verdauungsleistung durch Funktionsbeeinträchtigungen der Bauchspeicheldrüse oder des Dünndarms.
Lassen Sie sich von einer Opens internal link in current windowErnährungsfachkraft oder Ihrem Arzt beraten, was für Sie das Passende ist.
Stufe 4: Ergänzende oder ausschließliche Ernährung über eine Sonde („enterale Ernährung“)Bei Tumoren bzw. Engstellen im oberen Verdauungstrakt oder Beeinträchtigungen, die das Schlucken von Nahrung stark einschränken oder unmöglich machen, wird Ihr Arzt mit Ihnen über die Anlage einer Sonde sprechen. Das ist ein dünner Schlauch, der direkt in Ihren Magen oder Dünndarm gelegt wird und über einen äußeren „Anschluss“ verfügt. Über diesen Anschluss wird Sondennahrung (gleicht in ihrer Konsistenz und Zusammensetzung der Trinknahrung) und ggf. zusätzliche Flüssigkeit (Wasser, Tee) zugeführt.
Sondennahrung wird in der Regel in Beuteln oder Flaschen zu 500 ml verabreicht. Die Menge bei einer ausschließlichen Ernährung wird individuell in Abhängigkeit von Ihrem Gewicht und der Zusammensetzung der Nahrung festgelegt.
Falls Sie noch Nahrung / Flüssigkeiten oral zu sich nehmen können und dürfen, kann eine „ergänzende“ Ernährung über die Sonde ausreichend sein. Das bedeutet, dass nur eine gewisse Anzahl der Kalorien über die Sondennahrung zugeführt wird. Um zu berechnen, in welcher Höhe dies nötig ist, sollte eine Ernährungsfachkraft mit Ihnen besprechen, in welchem Ausmaß Sie tatsächlich in der Lage sind, über herkömmliche Lebensmittel und ggf. Trinknahrung Energie zu sich zu nehmen.
Sondennahrung wird analog zur Trinknahrung in „Standard-“ und „Spezialnahrung“ unterteilt (vgl. Stufe 3).
Stufe 5: Ergänzende oder ausschließliche Ernährung mittels Infusion („Parenterale Ernährung“)Manche Situationen machen die Aufnahme von Nahrung über den Verdauungstrakt schwierig oder unmöglich. Operative Eingriffe, Engstellen im Verdauungstrakt, massive Einschränkungen der Verdauungsleistung oder anhaltender Durchfall und/oder Erbrechen tragen unter anderem dazu bei, dass Sie nicht mehr genügend aufnehmen können oder dürfen. In diesen Fällen wird der Arzt einen „Port“ (dauerhafter Zugang direkt in den Blutkreislauf, der unter die Haut eingesetzt wird) legen, über den Sie dann mit Flüssigkeit und Energie versorgt werden können. Häufig ist aufgrund der Chemotherapie sogar bereits ein Port vorhanden, der für die Ernährungsinfusionen genutzt werden kann. Die Infusionen (eine milchige Flüssigkeit) enthalten alle benötigten Haupt- und Mikronährstoffe, die direkt in Ihre Blutbahn gelangen und so den Magen-Darmtrakt umgehen.
Die Infusionen gibt es von diversen Herstellern als fertig konfektionierte Mischungen („All in one Systeme“, „3 Kammer Beutel“) oder werden individuell für Sie unter streng sterilen Bedingungen hergestellt („Compounding“). Beim Compounding können spezielle Anforderungen an die Zusammensetzung bzw. Flüssigkeitsvorgaben besser berücksichtigt werden.
Falls Sie können und dürfen, ist die zusätzliche Aufnahme von herkömmlichen Lebensmitteln oder Trinknahrung möglich.
Sowohl eine enterale als auch parenterale Ernährung kann (ergänzend oder ausschließlich) zu Hause durchgeführt werden. Dies geschieht in der Regel über Nacht, so dass Sie tagsüber weniger eingeschränkt und mobiler sind. Es gibt aber auch Rucksacksysteme, die bei einer Ernährung über Tag für mehr Mobilität sorgen.
Es gibt spezielle Dienstleister (Home Care-Anbieter) die Sie in so einem Fall beraten, mit den benötigten Materialien beliefern und sich um die Formalitäten bei Ihrem Arzt und Ihrer Kasse kümmern.
Auch wenn die enterale und parenterale Ernährung eine ungewohnte bzw. „unnatürliche“ Art der Ernährung darstellen mag, so kann sie in vielen Situationen die einzige Möglichkeit sein, die Ihnen ausreichend Kraft und Energie spendet und Sie vor einem (weiteren) Gewichtsverlust bewahrt. Häufig ist sie auch nur vorübergehend nötig, z.B. während der Chemotherapie oder nach einer Operation, bis Sie wieder alleine ausreichend essen können.
Wenn Sie es alleine nicht schaffen können, setzen Sie sich nicht unter Druck, sondern sprechen Sie mit Ihrem Arzt / Ihrer Ernährungsfachkraft über die ernährungstherapeutischen Möglichkeiten, die für Sie in Frage kommen. Sprechen Sie dabei in Ruhe über etwaige Vorbehalte aber auch Vorteile dieser speziellen Ernährungsformen und nutzen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen die Ernährungstherapeutika bieten.
Screening-MethodenUm herauszufinden ob ein Risiko besteht, dass Sie eine Mangelernährung entwickeln bzw. um festzustellen ob eine Mangelernährung vorliegt, sollte Ihr Arzt bzw. Ihre Ernährungsfachkraft vom ersten Treffen an regelmäßig einen sogenannten Screening-Fragebogen anwenden. Für Erwachsene wird sowohl von der Europäischen Gesellschaft für Klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN), als auch von der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) primär für den stationären Bereich das sogenannte Nutritional Risk Screening (NRS 2002) und für den ambulanten Bereich das Malnutrition Universal Screening Tool (MUST) empfohlen.
- Appetitverlust
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Übergewicht, also ein BMI über 24,9 kg/m² und ganz besonders Adipositas (Fettleibigkeit), also ein BMI ≥ 30 kg/m² sind in den vergangenen Jahren immer deutlicher als Risikofaktor für das Auftreten einer Krebserkrankung erkannt worden. Viele Untersuchungen zeigten auch, dass Übergewicht/Adipositas das Überleben bei bestehenden Krebserkrankungen verschlechtern kann. Daraus lässt sich allerdings nicht direkt ableiten, dass übergewichtige Krebspatienten generell abnehmen sollten. Eine Krebserkrankung kann mit einem Gewichtsverlust einhergehen. Es kommt aber auch vor, dass im Verlauf der Krebserkrankung bzw. der Therapie das Körpergewicht ungewollt ansteigt und Übergewicht entsteht oder verstärkt wird. Dies sollte möglichst vermieden werden.
Übergewicht und KrebsentstehungZusammenhang Übergewicht und Krebsentstehung
Übergewicht/Adipositas erhöht das Risiko an Krebs zu erkranken. Dies gilt aber nicht gleichermaßen für alle Krebserkrankungen: eine eindeutige Risikoerhöhung besteht für Krebserkrankungen von:
- Dickdarm und Enddarm
- Bauchspeicheldrüse
- Speiseröhre (bestimmte Formen)
- Leber
- Gallenblase
- Eierstöcke
- Gebärmutterschleimhaut
- Niere
- Prostata (fortgeschrittenen Krankheitsstadien)
- Brust (nach der Menopause)
Beim Brustkrebs gilt dies nur für die Erkrankungen bei Frauen nach der Menopause, die allerdings die überwiegende Mehrzahl von Brustkrebs ausmachen.
Für weitere Krebsarten ist der Zusammenhang zwischen Übergewicht/Adipositas und einer Risikoerhöhung nicht ausgeschlossen, aber auch nicht bewiesen, u.a. beispielsweise für Krebserkrankungen an Blase, Gebärmutterhals, Haut, Hoden und Schilddrüse.
Ein erhöhter Bauch- bzw. Taillenumfang erhöht – unabhängig vom Körpergewicht – das Risiko für Krebserkrankungen der Gebärmutterschleimhaut, von Dick- und Enddarm sowie der Brust (nach der Menopause).
Vorbeugung für Gesunde durch Normalgewicht oder Gewichtsreduktion
Wenn Sie normales Gewicht haben, dann halten Sie es. Wenn Sie Sie zu viele Pfunde auf die Waage bringen, dann kann es durchaus empfehlenswert sein, im Rahmen ihrer Möglichkeiten eine Gewichtsabnahme anzustreben.
Seien Sie „so schlank wie möglich innerhalb des Normalgewichtsbereichs (BMI 18,5-24,9 kg/m²)“, dies rät der World Cancer Research Fund (WCRF) zur Vorbeugung von Krebserkrankungen. Ein normales Gewicht bzw. eine Verringerung von Übergewicht kann zudem der Entstehung von weiteren chronischen Erkrankungen (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes) vorbeugen.
Bei Adipositas, also ab einem BMI von 30 kg/m², wird generell eine Gewichtsabnahme empfohlen (Deutsche Adipositas-Gesellschaft = DAG). Bei geringerem Übergewicht, BMI 25 - 29,9 kg/m², kann eine Gewichtsabnahme in bestimmten Fällen sinnvoll sein, z.B. wenn weitere Erkrankungen bzw. Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Typ 2 Diabetes vorliegen (DAG).
Wichtig ist, dass Sie sich ein realistisches Ziel setzen: Normalgewicht ist für viele Betroffene kaum zu erreichen. Wie viel Sie tatsächlich „schaffen“, hängt u.a. von Ihrem Ausgangsgewicht ab, meist ist eine Gewichtsabnahme um ca. 5-10 % im Rahmen der Möglichkeiten.
Wenn Sie Gewicht abnehmen wollen und an einer Erkrankung leiden, dann sollten Sie dies immer mit Ihrem behandelnden Arzt absprechen. Außerdem sollte eine Gewichtssenkung (Ernährung und Bewegung) immer unter professioneller Anleitung und Begleitung stattfinden (Ernährungsmediziner/innen, Ernährungsberater/innen, Ärztinnen, Ärzte).
Profitieren übergewichtige Krebskranke von einer Gewichtsreduktion?Seien Sie „so schlank wie möglich innerhalb des Normalgewichtsbereichs (BMI 18,5-24,9 kg/m²)“, dies empfiehlt der World Cancer Research Fund (WCRF) auch für bereits an Krebs Erkrankte. Allerdings leitet sich die Begründung („Evidenz“) für diese Empfehlung überwiegend aus Beobachtungsstudien ab. Deshalb ist letztendlich nicht wirklich bewiesen, ob eine Gewichtsabnahme bei übergewichtigen Betroffenen tatsächlich die Prognose verbessert.
Der Verlauf einer Krebserkrankung wird durch viele Faktoren beeinflusst: z.B. Erbanlagen, Erkrankungszeitpunkt, Tumorart, Tumor-Stadium bei Erstdiagnose, bereits angewandte Tumortherapien, Umweltfaktoren, Lebensstil. Diese Faktoren sind wichtig, um zu klären, ob eine Gewichtsabnahme bei Ihnen empfehlenswert ist. Im Vorfeld sollte man auch eruieren, ob Ihr Gewicht stabil ist oder ob eine unbeabsichtigte Gewichtsabnahme auf hohem Niveau vorliegt. Ein Screening auf Mangelernährung ist immer empfehlenswert.
Bei bereits aufgetretenen Metastasen ist eine Gewichtsabnahme nur sehr bedingt vertretbar, hier ist eher abzuraten. Die Studienlage hierzu ist aber noch dünn.
Unter Chemotherapie sollte das Gewicht konstant gehalten werden. Bei manchen Krebserkrankungen wie z.B. dem Brustkrebs kommt es unter der Chemotherapie häufig zu einer Gewichtszunahme, die sich prognostisch ungünstig auswirken kann.
Sie sollten im Vorfeld immer mit Ihrem behandelnden Arzt klären, ob eine Gewichtsabnahme bei Ihnen ratsam ist. Bei Krebserkrankungen ist allenfalls eine mäßige Gewichtsabnahme angeraten.
Wichtig ist, dass Ihre Gewichtsreduktion (Ernährung und Bewegung) immer unter professioneller Anleitung und Begleitung stattfindet (Ernährungsmediziner/innen, Ernährungsberater/innen).
Auch wenn Sie nicht abnehmen, sondern lediglich Ihr Gewicht stabil halten wollen (durch Ernährung und Bewegung), sollten Sie als Krebspatient immer eine Ernährungsberatung sowie eine professioneller Anleitung und Begleitung dazu erhalten (Ernährungsmediziner/innen, Ernährungsberater/innen).
EmpfehlungEmpfehlung für alle Tumorpatientinnen und –Patienten mit Übergewicht
Alle übergewichtigen Betroffenen sollten eine professionelle und individuelle Ernährungsberatung (Ernährungsmediziner, Ernährungsberater) erhalten. Im Rahmen der Beratung sollte neben Ihrem Ausgangsgewicht auch Ihr Gewichtsverlauf vor und während der Erkrankung berücksichtigt werden, um z.B. auch eine unbeabsichtigte – möglicherweise krankheitsbedingte – Gewichtsabnahme aufzudecken. Diese kann trotz vorhandenen Übergewichts/Adipositas vorliegen. Manchmal kann es auch zu einem ausgeprägteren Verlust von Muskulatur (Sarkopenie) kommen, z.B. als Folge einer längeren Mangelernährung. Deshalb sollte bei Ihnen in regelmäßigen Abständen ein Screening auf Mangelernährung durchgeführt werden.
Die grundlegenden Empfehlungen zur Ernährung gelten auch für Sie als übergewichtiger Krebspatient. Sie basieren auf den allgemeinen Empfehlungen zur Ernährung bei Krebserkrankungen des WCRF und der DGE.
Vermeiden Sie eine weitere Gewichtszunahme
Achten Sie als übergewichtiger – wie auch als normalgewichtiger – Betroffener darauf, Ihr Gewicht stabil zu halten. Eine Gewichtszunahme sollten Sie nur anstreben, wenn diese aus medizinischen Gründen – z.B. bei Untergewicht (BMI <18,5 kg/m²) – ratsam erscheint. Um Ihr Gewicht zu halten, sollten Sie nicht nur Ihre Ernährung im Auge haben, sondern insgesamt auf einen gesundheitsfördernden Lebensstil mit ausreichend körperlicher Bewegung achten.
Achten Sie auf Ihren Taillenumfang
Wenn Sie einen erhöhten Taillenumfang (Frauen ≥ 88 cm, Männer ≥ 102 cm) haben, dann sollten Sie versuchen einer weiteren Erhöhung entgegenzusteuern. Achten Sie gerade bei Normalgewicht oder bei nur mäßigem Übergewicht (BMI 25 – 29,9 kg/m²) auf Ihren Taillenumfang.
Sinnvoll ist auch hier eine Kombination aus Ernährung, Bewegung und Lebensstiländerung.
Für wen kann eine Gewichtsabnahme in Frage kommen?
Wenn Ihr BMI unter 30 kg/m² liegt, dann ist eine Gewichtsabnahme unter ärztlicher Begleitung akzeptabel und möglicherweise sinnvoll, z.B. bei Übergewicht vom „Apfeltyp“ (Fettansammlung vor allem im Bauchbereich), bei bestimmten Erkrankungen oder Risikofaktoren oder auf besonderen Wunsch des Patienten (basierend auf den Empfehlungen der Deutschen Adipositas-Gesellschaft).
Wenn Ihr BMI ≥ 30 kg/m² liegt, dann kann eine Gewichtsreduktion unter ärztlicher Begleitung empfohlen werden, falls keine krankheitsbedingte Gewichtsabnahme vorliegt bzw. zu erwarten ist und natürlich keine anderweitigen Gegenanzeigen für eine Gewichtsabnahme bestehen. Entscheidend ist dabei immer Ihre individuelle Situation und natürlich ob Sie selbst eine Gewichtsabnahme wünschen.
Im Rahmen einer Krebserkrankung sollte allenfalls eine mäßige Gewichtsabnahme in Betracht gezogen werden.
Wichtig
Wichtig ist, dass eine Gewichtsreduktion (Ernährung und Bewegung), aber auch eine Gewichtsstabilisierung (Ernährung und Bewegung) immer unter Opens internal link in current windowprofessioneller Anleitung und Begleitung stattfindet.
Praktische TippsPraktische Überlegungen für übergewichtige Patienten, die abnehmen möchten, sowie für übergewichtige Patienten mit einem BMI ≥ 30 kg/m2:
- Die Gewichtsabnahme sollte nur auf der Grundlage einer individuellen Ernährungsempfehlung durch entsprechend geschulte Ernährungsberater/innen oder Ärztinnen/Ärzte erfolgen.
- Ziel der Gewichtssenkung: maximal 5–10% des Ausgangsgewichts. Als Krebspatient sollten Sie nur eine moderate Gewichtsabnahme anstreben, auch wenn Sie damit noch kein Normalgewicht erreichen.
- Sie sollten nur schonend und langsam abnehmen: maximal 500 g pro Woche.
- Essen Sie eine ausgewogene Mischkost mit mindestens 1200 kcal/Tag. Eine Ernährung mit weniger als 1200 kcal/Tag kann für Krebspatienten nicht empfohlen werden.
- Die grundlegenden Empfehlungen zur Ernährung sind auch hier gültig.
- Keines falls sollten Sie einseitige oder radikale Diäten befolgen, da Ihnen damit eine Mangelversorgung droht.
- Sie sollten sich außerdem – im Rahmen Ihrer Möglichkeiten – regelmäßig körperlich bewegen. Günstig wären wenigstens 5 x 30 min / pro Woche. Art und Umfang Ihrer körperlichen Bewegung sollten Sie immer vorher mit Ihrem behandelnden Arzt absprechen.
- Dickdarm und Enddarm